
In den Altöttinger Fastengottesdiensten 2025 geben Ordensfrauen und -männer Zeugnis über ihre Ordensgründerinnen und -gründer, die uns als „Pilger der Hoffnung“ vorangegangen sind. Am dritten Abend stand der heilige Paulus von Theben im Fokus.
„Pilger der Hoffnung“ lautet das Wallfahrtsmotto im Heiligen Jahr und außerdem das Thema der traditionellen vier Altöttinger Fastengottesdienste. Am 27. März stellte Pater David Kolodziejczyk OSPPE (Kloster St. Magdalena) den Ordensgründer der Pauliner, den im Jahr 228 in Ägypten geborenen Paulus von Theben vor. Der Heilige gilt als der erste christliche Einsiedler – und wie Pater David verriet, war er ein lebensfroher Mensch trotz widrigster Umstände.

Aufgewachsen in der Zeit der Christenverfolgung; als junger Bursche auf der Flucht wegen seines geldsüchtigen Schwagers; niemand, der ihm in dieser schwierigen Phase beistand; ohne Zukunftsperspektive trotz guter Ausbildung, 98 Jahre lang alleine in der Wüste – was Pater David über den heiligen Paulus erzählte, klingt alles andere als hoffnungsvoll. Und doch wurde der Eremit 113 Jahre alt und lebte offenbar ein erfülltes Leben. Pater David lieferte gleich mehrere Erklärungen für diesen scheinbaren Widerspruch.
Paulus von Theben sei ein „„Hoffnungsträger trotz aller Hoffnungslosigkeit“ gewesen, weil er „allein mit Gott allein“ war, erklärte Pater David – „Solus cum Deo solo“ laute auch der Leitspruch der Ordensfamilie der Pauliner. So wie es der Völkerapostel Paulus geschrieben hatte, habe der Einsiedler „gegen alle Hoffnung voll Hoffnung geglaubt“ (Röm 4,18), „dass auch in der hoffnungslosen Wüste Gott sein Beschützer ist und ihn nicht im Stich lässt“. Er sei fest überzeugt gewesen, dass „Gott Gutes mit mir vorhat“.
Aus dieser hoffnungsvollen Perspektive habe der heilige Paulus „einfach nach vorne geschaut“, resümierte Pater David und ergänzte: Das positive Denken sei eine „wirksame Medizin gegen Traurigkeit, Pessimismus und Schwarzseherei“. Auch Mediziner bestätigten, dass Optimismus, Hoffnung – und auch der Humor – die Gesundheit und ein langes Leben begünstigen.
Trotz seiner Einsamkeit hat sich Paulus von Theben stets verbunden gefühlt mit der Welt und den Menschen, wie Pater David weiter ausführte. Dies bestätige die Überlieferung seiner Begegnung mit Antonius dem Großen (250−356). Trotz seiner Einsamkeit habe Paulus den „Wüstenvater“ herzlich empfangen – und sich nach dem Befinden der Menschen erkundigt. Anstatt Verbitterung über sein Schicksal zu äußern oder an seine Verfolger zu denken, wollte er wissen, wie es den Menschen geht – für Pater David ein deutliches Zeichen, dass seine Nächsten dem Einsiedler am Herzen lagen.
Dritter Altöttinger Fastengottesdienst – Impressionen
Fotos: Roswitha Dorfner
Außerdem habe Paulus gefragt, ob in der Welt neue Häuser gebaut werden – im Gegensatz zu Verschwörungstheoretikern, die alles nur schwarzsehen, sei Paulus der Welt und dem Fortschritt in dieser sehr offen gegenübergestanden. Eine Haltung, die auch die Offenheit der Pauliner erklärt: „Wir leben in der Welt, weil auch Gott in der Welt lebt“, erklärte Pater David.
Schließlich habe sich Paulus von Theben seine positive Lebenshaltung auch vom bevorstehenden Tod nicht nehmen lassen, wie Pater David erzählte – im Gegenteil: mit offenen Armen habe er diesen empfangen. Trotz aller Schicksalsschläge sei Paulus von Theben Gott dankbar gewesen. Mehr noch: sein Leben lang bis zum Tod habe er Gott gelobt – eine Haltung, die auch die Pauliner seit fast 800 Jahren zu leben versuchen, wie Pater David feststellte.
Weil er voller Hoffnung und ein Optimist war, und darüber hinaus ein „Mann, der Gott lobt“, sei der heilige Paulus von Theben ein stets aktuelles Vorbild, resümierte Pater David.

Michael Glaß
Redakteur