
In den Altöttinger Fastengottesdiensten 2025 geben Ordensfrauen und -männer Zeugnis über ihre Ordensgründerinnen und -gründer, die uns als „Pilger der Hoffnung“ vorangegangen sind. Am zweiten Abend stand Schwester Bernarda Heimgartner im Fokus.
„Pilger der Hoffnung“ lautet das Wallfahrtsmotto im Heiligen Jahr und außerdem das Thema der traditionellen vier Altöttinger Fastengottesdienste. Am 20. März stellte Schwester Clarissa Thannbichler (Kloster Heiligkreuz) die 1822 im Schweizer Kanton Aargau geborene und mit nur 41 Jahren an einer unheilbaren Krankheit gestorbene Ordensgründerin Bernarda Heimgartner als eine „Frau mit einem unerschütterlichen Gottvertrauen“ vor. „Die daraus erwachsene Hoffnungskraft inspiriert uns Schwestern vom Heiligen Kreuz und viele Zeitgenossen heute noch“, resümierte Schwester Clarissa in ihrem Glaubenszeugnis.

Jedoch standen Mitte des 19. Jahrhunderts die Chancen für die Gründung einer Schwesterngemeinschaft, die sich für die Bildung von Mädchen einsetzt, nicht sehr gut. Maria Anna Heimgartner wagte es trotz aller Widerstände, die vor allem aus einem sehr konservativ geprägten katholischen Milieu kamen: Wieso sollten Mädchen etwas lernen, wenn sie doch nur für „Kinder-Kirche-Küche“ da zu sein hatten? Eben das sah Maria Anna Heimgartner anders, wie Schwester Clarissa zurückblickte. Sie setzte mehr auf die Ideale der Aufklärung – auf die Vorstellung, dass sich Menschen als Personen entwickeln. Entgegen einer allzu rationalistischen Weltsicht stellte sie jedoch nicht allein den Menschen, sondern Gott in den Mittelpunkt: „Für Schwester Bernarda war der Mensch ein Geschöpf Gottes mit noch zu entfaltenden Fähigkeiten. Diese sollten durch Erziehung und Bildung entwickelt und gefördert werden“, fasste Schwester Clarissa zusammen.
Um sich für ihre Ziele einsetzen zu können, hatte Maria Anna Heimgartner Voraussetzungen, die den meisten jungen Frauen verwehrt blieben: „Schwester Bernarda hatte als Mädchen nur deshalb das Glück, die Schule besuchen zu dürfen, weil der Dorfpfarrer, der die Schule führte, ihr Onkel war“, erzählte Schwester Clarissa. „Später war es Kapuzinerpater Theodosius Florentini, der die Idee hatte, Mädchen Schulbildung durch Ordensfrauen zukommen zu lassen. Er schickte Schwester Bernarda mit zwei Gefährtinnen zur Lehrerinnenausbildung.“
Die drei jungen Schwestern hatten bald eigene und konkrete Vorstellungen: „Geprägt von der Ausbildung bei den Schwestern von der göttlichen Vorsehung, die eine neue Form des Ordenslebens für Frauen praktizierten, war ihre Vision klar: in kleinen Gruppen in die Bergdörfer zu gehen, um Dorfschulen aufzubauen.“ Im Oktober 1844 begannen sie mit der ersten Schule und mit dem Ordensleben in Menzingen im Kanton Zug. „Später gründete Sr. Bernarda ein Lehrerinnenseminar um – neben den eigenen Schwestern – auch junge Frauen zu Lehrerinnen auszubilden“, erzählte Schwester Clarissa.
Zweiter Altöttinger Fastengottesdienst – Impressionen
Fotos: Roswitha Dorfner
„Die klare Vision, kombiniert mit diesem unerschütterlichen Gottvertrauen und der zähen Ausdauer kennzeichnen Schwester Bernardas Lebenshaltung. Durch ihre Bildungsarbeit hat sie Wesentliches beigetragen für die Entwicklung der Rolle von Frauen“, erklärte Schwester Clarissa und zitierte ein Leitwort der Ordensgründerin für ihr Leben: „Vertrauen, als ob alles von Gott käme und Leben fördern, etwas tun – auch inmitten von Begrenzungen –, als ob alles von mir abhinge.“ Schwester Clarissa resümierte: „Schwester Bernardas Hingabekraft im Blick auf den gekreuzigten und auferstandenen Jesus Christus, gepaart mit großer Widerstandskraft gegen übergriffiges Machtverhalten von Männern, Politikern wie Klerikern, hat unsere Schwesterngemeinschaft wachsen und Frucht bringen lassen.“ Schwester Clarissa betonte die „tiefe Vertrauenshaltung“ der Ordensgründerin – diese „gibt uns heute Hoffnung, Mut und inneres Feuer, uns in Europa für die Glaubensbildung von Menschen einzusetzen – trotz aller schwierigen und widrigen Umstände“.

Michael Glaß
Redakteur