Es ist ein Geben und Nehmen: Altötting als weltbekannter Marienwallfahrtsort sieht sich in der Pflicht, auch selber aktiv zu werden – alljährlich mit einer Wallfahrt zu Orten, von denen regelmäßig Traditionswallfahrten zum Gnadenort Unserer Lieben Frau pilgern. Heuer führte der Gegenbesuch nach Scheyern in die Hallertau.
Bevor in Altötting wieder die Wallfahrtssaison eröffnet wird, steuerten am Sonntag, 12. März nach dreijähriger coronabedingter Zwangspause vier Busse – darunter einer insbesondere für Familien mit Erstkommunionkindern – als Pilgerziel aus dem Gnadenort heraus die Benediktinerabtei Scheyern im Landkreis Pfaffenhofen a.d. Ilm an. Diese ist unter anderem bekannt durch die Verehrung des „Scheyrer Kreuzes“ mit einer wundertätigen Kreuzreliquie und die Wittelsbacher Grablege.
Altöttings Stadtpfarrer Prälat Dr. Klaus Metzl als geistlicher Leiter der Pilgerfahrt sieht im Hause Wittelsbach eine historische Brücke zwischen der Abtei Scheyern und dem Gnadenort Altötting, da zahlreiche Herzen von berühmten Wittelsbachern in der Gnadenkapelle ihre letzte Ruhestätte gefunden haben – und nicht nur das: der „Chef“ der Benediktinerabtei, Abt Markus Eller OSB, feiert alljährlich im Juli mit den Frauenbund-Radpilgerinnen aus Scheyern in der Altöttinger St. Anna-Basilika Gottesdienst mit anschließender Lichterprozession. So seien die Altöttinger mit ihrer Pilgerfahrt zum Kreuz Jesu nach Scheyern über die Gnadenmutter Maria gekommen, die uns ja stets zu Christus führe.
Altöttinger Pilgerfahrt nach Scheyern – Impressionen
„Man lernt eben nie aus“, fand Abt Markus Eller OSB beim feierlichen Pilgergottesdienst in der Klosterkirche von Scheyern eine Überleitung zu seinem Leitmotiv, mutig voranzuschreiten. Egal, ob einem dies bei einem Besuch in der Handwerksmesse in München vor Augen geführt werde (der Abt ist gelernter Schreiner), als eine Orientierungshilfe für junge Menschen, einen Handwerks-Beruf zu erlernen. Oder im Evangelium vom dritten Fastensonntag (Joh 4,5−42) beim Zusammentreffen einer Samariterin mit Jesus am Jakobsbrunnen – Jesus bietet der Frau mehr als Brunnenwasser und somit gewöhnlichen Durstlöscher: ein lebendiges Wasser, um den inneren Durst zu stillen. Ein neuer Lernprozess für die Samariterin. Aber auch mit dem Lebenskreuz dieser Frau sei es so eine Sache gewesen: zur Illustration durfte Stadtpfarrer Metzl die kunstvoll gefertigte Monstranz mit dem Scheyrer Kreuz heben – bei 10 ½ Kilo keine leichte Sache. Aber nicht das Kreuz, sondern die Monstranz mache letztendlich das Gewicht aus, erklärte Abt Markus an diesem Beispiel: Wenn man das Scheyrer Kreuz aus der Monstranz nehme, werde das Kreuz viel leichter, auch für jeden, der sich mit dieser Reliquie mit dem Spruch „Das Kreuz Christi stärke dich“ segnen lasse. Das Lebenskreuz könne man nicht in Kilogramm abwiegen, dies sei eine Frage des Erlebens und Empfindens. Oft wüssten wir nicht, wie wir dieses unser Kreuz anpacken und es in den Griff bekommen könnten.
Hier wusste Altöttings Stadtpfarrer Metzl Rat: Als Altöttinger Pilger folgten wir der Muttergottes, um von ihr zu lernen, wie man dem Kreuz ihres Sohnes nachfolgen könne.
Beim feierlichen Gottesdienst in Scheyern, wunderbar gestaltet vom Altöttinger Pfarrchor St. Josef unter Leitung von Anselm Ebner, „ist uns das Herz aufgegangen in der gläubigen Verbundenheit miteinander“, freute sich Metzl.
Zur Abschlussandacht besuchten die Altöttinger dann noch auch die Gedenkstätte mit Krypta des hl. Märtyrers Arsatius in der ehemaligen Klosterkirche von Ilmmünster. Die Organisation der Altöttinger Pilgerfahrt lag wie stets in den bewährten Händen des Wallfahrts- und Tourismusbüros unter der Leitung von Direktorin Ulrike Kirnich.
Text und Fotos: Roswitha Dorfner