Für die Besucher der Stiftspfarrkirche ist nur der barocke, von Johann Georg Fux (Donauwörth) im Jahr 1724 geschaffene Orgelprospekt auf der Orgelempore sichtbar. Und hörbar ist die im Jahr 2000 neu eingebaute Jannorgel, der Organisten am Spieltisch die höchsten und tiefsten Töne entlocken können. Kaum aber jemand weiß, dass sich hinter dem Hochaltar und von einem Vorhang verdeckt zusätzliche Orgelpfeifen befinden – 1968 an der Zahl und verteilt auf 29 Register. Es handelt sich dabei um die ehemaligen Orgelpfeifen in verschiedensten Größen aus Holz und Metall der Hauptorgel aus dem Jahr 1903 von der Orgelbaufirma Martin Hechenberger. Ganze zwei Etagen nimmt diese „Chororgel“ ein.
Seit 2019 ist jedoch der Spieltisch neben dem Hochaltar wegen technischer Mängel verweist: aus Sicherheitsgründen und aufgrund von Brandschutz-Auflagen kann er nicht mehr benutzt werden. Eine Sanierung der Chororgel ist dringend nötig. Dies weiß vor allem auch Maximilian Jäger, der elf Jahre lang als Stiftsorganist in Altötting wirkte und jetzt als passionierter Orgel-Fachmann und Sachverständiger im Bistum Passau eine Festanstellung erhielt. Mit seiner Anregung zur Generalüberholung der Chororgel stieß er bei Altöttings Stadtpfarrer Prälat Klaus Metzl auf offene Ohren – schon bei seinem Amtsantritt im September 2020 habe er sich gewundert, weshalb der Spieltisch neben dem Hochaltar nie verwendet wurde, wie Metzl erzählte.
Mittlerweile wurde die Orgelbaufirma Thomas Jann in Laberweinting/Ndb. beauftragt, sich der „kranken“ Chororgel anzunehmen. Der Spieltisch wurde abgebaut und wird derzeit in der Fachwerkstatt generalüberholt.
Derweil haben die Orgelbauer der Firma Jann mit Diakon Nuno Rigaud, Christian Meier sowie Berthold Karl alle Hände voll zu tun, im geplanten Zeitraum bis Ostern in der Stiftspfarrkirche die verschmutzten Orgelpfeifen auszubauen, mit Spülwasser zu reinigen und trocknen zu lassen.
Dafür eignet sich der abgesperrte Vorraum zum Romanischen Portal sehr gut. Denn hier kann man die durchnummerierten Orgelpfeifen fachmännisch aufreihen.
Diakon Nuno Rigaud, der heuer auf seine 40jährige Berufslaufbahn als Orgelbauer zurückblicken kann und auch noch sein 25-jähriges Jubiläum als Diakon feiert, versicherte schmunzelnd: „Das Raumklima in der Stiftspfarrkirche ist gut, das zeichnet sich an den vielen Spinnweben ab.“ Verteilt auf den zwei Raum-Etagen – die obere befindet sich in achteinhalb Metern Höhe – werden die Vorrichtungen für die Orgelpfeifen abgesaugt, und der Holzboden wird feucht gereinigt.
Sanierung der „Chororgel“ der Altöttinger Stiftspfarrkirche – Impressionen
Für Stadtpfarrer Metzl ist dies nur ein kleiner positiver Aspekt. Am meisten freuen sich alle Verantwortlichen, wenn die Chororgel – vielleicht im Zusammenspiel mit den Orgelpfeifen der großen Jann-Orgel – wieder das österliche Gloria erklingen lässt.
Text und Fotos: Roswitha Dorfner