Lieber Prälat Metzl, Sie sind auf den Namen Nikolaus getauft – wissen Sie, warum Ihre Eltern diesen Heiligen als Namensgeber Ihres Sohnes gewählt haben?
Prälat Metzl: Bereits mein Vater wurde mit Zweitnamen auf den heiligen Nikolaus getauft. Von daher hatte der heilige Nikolaus in unserer Familie schon eine kleine Tradition.
Wann ist aus dem Nikolaus der Klaus Metzl geworden?
Prälat Metzl: Von Geburt an war mein Rufname Klaus. Nikolaus als Anrede wäre dann doch etwas ungewöhnlich gewesen.
Verraten Sie uns, wie der Nikolausabend in der Familie Metzl begangen wurde?
Prälat Metzl: Traditionell: Am Abend saß die Familie mit Oma und Opa um den Küchentisch und dann klopfte der heilige Nikolaus mit dem Krampus, der aber aus seinem großen Sack zur Freude aller immer ein paar Kleinigkeiten – meist Orangen, Lebkuchen und etwas Schokolade hervorholte und uns Buben verschonte.
Der heilige Nikolaus von Myra gilt als Helfer in fast allen Schwierigkeiten, als großzügiger, aber gerechter Mann. Was zeichnet einen „Nikolaus-Menschen“ heute aus – oder anders gefragt, worin kann und sollte der Heilige uns heute Vorbild sein?
Prälat Metzl: Allen voran erkenne ich im heiligen Nikolaus einen Menschenfreund, der aus Gottes großem Erbarmen heraus allen Notleidenden und Bedrängten ganz unkompliziert zu Hilfe kam. Er war einer, der ganz in der Liebe Gottes lebte und deswegen immer wieder die nötige Sensibilität und Aufmerksamkeit entwickeln konnte, um in den verschiedensten Situationen angemessen und passend zu helfen. Insofern ist er mir für meinen priesterlichen Dienst ein echtes Vorbild. Ich trage seinen Namen gerne!
„Allen voran erkenne ich im heiligen Nikolaus einen Menschenfreund, der aus Gottes großem Erbarmen heraus allen Notleidenden und Bedrängten ganz unkompliziert zu Hilfe kam.”
Was halten Sie vom Brauch des „strengen Begleiters“, mag er Knecht Ruprecht, Krampus oder anders heißen?
Prälat Metzl: Der Krampus macht auf anschauliche – manchmal leider auch auf drastische und überzogene Weise – die ganze Erden-Wirklichkeit deutlich: Es gibt neben der Liebe und dem Erbarmen Gottes in der Welt auch die Wirklichkeit des Bösen und des Erbarmungslosen. Der heilige Nikolaus und der Knecht Ruprecht gehören zusammen. Eines aber wird deutlich: Der heilige Nikolaus ist – wie sein griechischer Name sagt: Der Sieger des Volkes!
Nicht nur der beliebte Altöttinger Christkindlmarkt muss dieses Jahr coronabedingt zum zweiten Mal ausfallen, sondern auch die in dessen Rahmen seit 2011 durchgeführte Nikolauswallfahrt. Wie blicken Sie derzeit auf die Lage und was kann uns Hoffnung geben?
Prälat Metzl: Gerne zitiere ich die alte Volksweisheit: Selten ein Schaden ohne einen Nutzen. Dass aufgrund der Corona-Beschränkungen viele Fieranten und Geschäftsleute schwere Zeiten bis hin zum Verlust ihrer gesamten Existenz erleiden müssen, ist unbestritten ein großer und oftmals auch menschlich nicht mehr gut zu machender Schaden, den wir nicht auf die leichte Schulter nehmen können und der nach Konsequenzen ruft. Umgekehrt eröffnen uns aber die verschiedenen Einschränkungen – wie beim Fasten – die Chance, einmal über uns selber und unser Leben nachzudenken; allem voran darüber, ob alles das, was wir an Lebensstandard gewohnt sind und uns lieb geworden ist, wirklich sein muss. Es wird uns die Zeit geschenkt, zu fragen: Was gibt meinem Leben Sinn und Halt und wohin soll die Reise meines Lebens gehen?
Haben Sie ein paar Tipps, wie der Nikolausabend trotz der Kontaktbeschränkungen zu einem gelungenen Gedenken an den Heiligen werden kann?
Prälat Metzl: Im Kreis der Familie, in einer adventlich geschmückten Stube, die Geschichten des heiligen Nikolaus den Kindern erzählen und mit ihnen darüber ins Gespräch zu kommen, was uns der heilige Nikolaus für unser Leben heute sagen kann, das genügt.
Interview: Wolfgang Terhörst