Die Kapuziner der Deutschen Kapuzinerprovinz haben auf ihrem Provinzkapitel vom 6. bis 11. Juni in Münster einen neuen Provinzial sowie einen neuen Provinzrat gewählt. Es wurden wichtige Entscheidungen zur Neuaufstellung des Ordens und zu Standorten gefällt.
In Altötting sind die Kapuziner stark in die Wallfahrtsseelsorge eingebunden.
Neuer Provinzial der Deutschen Kapuzinerprovinz ist Br. Helmut Rakowski. Der 60-jährige Ordensmann wurde von seinen Mitbrüdern auf dem Kapitel für drei Jahre gewählt. Er folgt auf Br. Christophorus Goedereis. Zum Stellvertreter von Br. Helmut und Provinzvikar bestimmten die Kapuziner Br. Bernd Kober. Weitere Mitglieder im Provinzrat, dem Leitungsgremium des Ordens, sind Br. Thomas Schied, Br. Bernd Beermann und Br. Harald Weber.
„Wir Kapuziner stehen vor großen Herausforderungen“, sagt der neugewählte Provinzial der Deutschen Kapuzinerprovinz, Br. Helmut Rakowski. „Wir werden unsere Kräfte bündeln und mit leichterem Gepäck unsere Rolle in Gesellschaft und Kirche neu definieren.“ Die wichtigsten Gründe für diese Neuaufstellung sind die weiter sinkende Brüderzahl sowie die wirtschaftliche Situation des Ordens. „Die Kapuziner finanzieren sich ausschließlich durch Spenden und die Einnahmen durch die Tätigkeiten der Brüder. Wir erhalten keinen direkten Anteil an Kirchensteuermitteln“, sagt Br. Helmut. „Immer mehr Brüder können aufgrund ihres Alters keine bezahlte Tätigkeit verrichten. Außerdem reicht unser Nachwuchs nicht aus, um unsere zahlreichen Aufgaben in den Niederlassungen auch in Zukunft in gleicher Intensität weiterzuführen.“
Aufgrund der personellen und finanziellen Situation ist die neu gewählte Provinzleitung mit großer Mehrheit durch das Provinzkapitel bevollmächtigt worden, über die Zukunft einiger Niederlassungen der Kapuziner in Deutschland zu entscheiden. Dies betrifft die Standorte Frankfurt am Main, Ingolstadt, Münster und Zell am Harmersbach. „Wichtig ist: Die Ermächtigung an die Provinzleitung, diese Klöster aufzuheben, ist keine abschließende Entscheidung. Wir werden in den kommenden Monaten in Gespräche mit allen Beteiligten einsteigen und dann Entscheidungen treffen“, erläutert Br. Helmut Rakowski.
Der Standort Stühlingen, das Kloster zum Mitleben, wird bis spätestens Ende des Jahres aufgegeben. „Dass wir schlicht zu wenig Brüder für die anstehenden Aufgaben haben, ist eine Erkenntnis, die schmerzt. Aber wir müssen uns dieser Realität stellen“, sagt Br. Harald Weber, Leiter des Klosters zum Mitleben und neu gewählter Provinzrat. Die Kapuziner wollen trotz der Schließung in Stühlingen offen für Gäste bleiben und an anderen Orten Möglichkeiten zum Mitleben schaffen.
Der Orden wird verstärkt für sein Lebensmodell werben und dafür die Berufungspastoral intensivieren. Auch haben sich die Kapuziner auf ihrem Kapitel für Neuaufbrüche entschieden. Die neue Leitung wird in den nächsten drei Jahren prüfen, ob und wo Brüder an neuen Orten in Deutschland und den Niederlanden ein Aufgaben- und Lebensfeld finden.
„In den kommenden Jahren stehen schwierige Entscheidungen an“, sagt Br. Helmut Rakowski. „Aber mit leichterem Gepäck sehen wir für uns eine Zukunft und werden nach dem Vorbild unseres Ordensgründers Franz von Assisi das franziskanische Charisma weiterhin authentisch leben und verkünden.“
Text: Tobias Rauser