Eigentlich war die Priesterweihe von Diakon Frater Stephan Waxenberger SJM durch S.E. Erzbischof Georg Gänswein in St. Pölten vorgesehen, durch die Corona-Pandemie und damit verbundene Problematik der Sicherheitsbestimmungen – betraf die Anzahl der geladenen Gäste und Einreise von Bayern nach Österreich (Waxenberger stammt aus Dorfen bei Erding) - machten eine Umplanung in eine größere Kirche erforderlich. So fand die Feierlichkeit der „Servi Jesu et Mariae“ (Diener Jesu und Mariens, abgekürzt SJM) nach kurzfristiger Entscheidung und Genehmigung in privatem Rahmen unter Ausschluss der Öffentlichkeit am Herz-Jesu-Freitag in der Altöttinger St. Anna-Basilika statt. Bischof em. Wilhelm Schraml war als Ehrengast zugegen.
Dass Erzbischof Georg Gänswein am 7. Mai nach Altötting komme, hat sich in internen Kreisen von Kirche und Stadt schnell herumgesprochen. So standen Stadtpfarrer Prälat Dr. Klaus Metzl, Bürgermeister Stephan Antwerpen und dessen Vorgänger Herbert Hofauer, Landrat Erwin Schneider und Pfarrgemeinderatsvorsitzende Luise Hell „Spalier“ um den hohen Gast aus der römischen Kurie und Vatikanstadt, bekannt als „Privatsekretär von Vater Benedikt“, herzlich willkommen zu heißen. Dieser machte es für alle Beteiligten sehr spannend, kam er doch erst kurz vor Beginn des Pontifikalamtes gegen 17 Uhr am Gnadenort an. Dafür hatte Erzbischof Gänswein eine freudige Botschaft zu verkünden: Er könne die hl. Messe nicht beginnen, wie er bei Eröffnung des Pontifikalgottesdienstes betonte, ohne die ihm aufgetragenen „Grüße von Vater Benedikt zu überbringen, zuerst an die Muttergottes und natürlich an Sie alle. Möge die Mutter des Herrn vor allem unserem Neupriester beistehen, Herz und Hände über uns alle halten und miteinander segnen.“
Jede Zeit habe ihre Sprache, wie Erzbischof Gänswein als Hauptzelebrant und Festprediger feststellte. Veränderungen, Neu-Ausrichtung, in Bewegung bleiben sowohl in Kirche wie Gesellschaft würden als „fortschrittlich“ bezeichnet, was so viel wie „in“ bedeute. Die Berufung eines jungen Mannes zum Dienst in den Weinberg des Herrn stehe für viele im gegensätzlichen Trend und werde häufig als zukunftslos abgelehnt. Das Evangelium vom Weinstock (Joh 15, 1 – 8) habe eine gegensätzliche Sprache: neunmal komme das Wort „bleiben“ vor. Aber eben dieses Bleiben stehe nicht im Kurs der Zeit, bedeute doch auf der Stelle treten, nicht vorwärts kommen, ein Zeichen von Schwäche, Angst, Starrsinn und Sturheit: Wir verpassen etwas, bleiben in der Zeit zurück, kommen nicht mehr weiter. Man könne das Ganze auch aus einer anderen Sichtweise betrachten, versuchte der Festprediger zu erläutern, u.a. wenn eine Situation brenzlig würde, dann heiße es schnell „hätten wir doch…“ „wären wir doch…“ Das Wort „Bleiben“ – auch gegen den Trend — habe mit Standhaftigkeit zu tun, mit Treue, mein Entschluss steht fest: „Ich bleibe bei meinem Wort, stehe zu dem, was ich versprochen habe!“ Erzbischof Gänswein folgerte: Wer sich für die Berufung als Priester entscheidet, beim Herrn zu bleiben, verdeutliche Fortschritt auf andere Weise. Hoffnung auf Leben, da man mit Jesus als unserem Weinstock tief verwurzelt, eine Einheit bilde. Der Auftrag Jesu an den Priester laute: „Die Menschen zu Christus zu führen um beim Herrn zu bleiben — dies steht und fällt mit dem Glauben an den Herrn.“ Die Kirche spende seit alters den Segen mit dem Zeichen des Kreuzes, Kennzeichen der Liebe Christi als Vergegenwärtigung unseres Glaubens. Erzbischof Gänswein betonte: „Der Priester soll im Auftrag des Herrn ein Segnender sein, sein Leben selbst unter das Geheimnis des Kreuzes stellen. Dies bedeutet Mut und Demut zugleich.“ Der gute Rat des Erzbischofs an den Neupriester: „Vertrauen Sie sich der Mutter des Herrn an. Hier stehen Sie gut, unter ihrem Mantel im Lichte Christi und der Auferstehung — verbunden mit dem Wunsch für einen Dienst der Freude ein Leben lang!“
Durch die Handauflegung des Erzbischofs erfolgte die feierliche Priesterweihe von Stephan Waxenberger SJM. Nach dem Weihegebet wurden dem Neupriester Stola und Messgewand angelegt. Im Anschluss bekam der Neupriester die Patene mit Brot und den Kelch mit Wein für die anschließende Eucharistiefeier überreicht. Am Ende des feierlichen Pontifikalamtes mit ebenso festlicher Gestaltung durch ein Chor- und Instrumentalensemble spendete vor dem Segen des Erzbischofs der Neupriester zum ersten Mal den Primizsegen – für den „der urchristlichen Tradition gemäß“ die Gläubigen zwei Paar Schuhsohlen durchlaufen sollten, auch in unserer „fortschrittlichen“ Zeit.
Bilder und Text: Roswitha Dorfner