Die Corona-Pandemie mit ihren Sicherheitsverordnungen und vielen Beschränkungen, gerade was größere Gruppenansammlungen betrifft, hat das Wallfahrtsgeschehen am Gnadenort Altötting seit März letzten Jahres grundlegend verändert. So hielt sich auch der Pfingst(an)sturm mit vielen Traditions-Wallfahrten vergangenes Wochenende in „überschaubaren Grenzen“ - und doch setzten einige Pilger, die sich trotzdem auf den Weg nach Altötting aufmachten, gerade in schwierigen Zeiten „ein Glaubenszeichen für die Welt“.
Einzelpilger, Familien- oder kleine Gruppenwallfahrten waren zu Fuß, per Fahrrad oder Auto gekommen, um ihre Anliegen der Gnadenmutter von Altötting persönlich zu überbringen. Sogenannte Stellvertreter-Wallfahrten zur Erhaltung der Pilgertradition, Delegationen für die größeren Traditionsfußpilgergruppen wie die der Regensburger, Riedenburger oder Straubinger Fußwallfahrt (140. Jubiläumswallfahrt) brachten durch die Pilgerleitung und das mitgebrachte Pilgerkreuz auch die Anliegen der Daheimgebliebenen in brieflicher Form zum Gnadenort. So unter anderem Bischof Rudolf Voderholzer, der stellvertretend für die etwa 7.000 Daheimgebliebenen der großen Regensburger Fußwallfahrt den Anliegenrucksack am Pfingstsamstag in sieben Kilometern Fußmarsch von Heiligenstatt nach Altötting trug, begleitet von Pilgerleiter Bernhard Meiler.
Dass die Gottesmutter Maria als „Anlaufstelle für die Pilger“ auch „das pfingstliche Prinzip der wahren Kirche“ ist, erklärte Altöttings Wallfahrtsrektor Prälat Dr. Klaus Metzl beim 10-Uhr-Hochamt am Pfingstsonntag in der Altöttinger St. Anna-Basilika, festlich musikalisch gestaltet mit Mozarts missa brevis in B von einem Ensemble des Kapellchors und –orchesters unter Leitung von Stiftskapellmeister Stephan Thinnes. Für Wallfahrtsrektor Prälat Dr. Metzl hat das Pfingstgeschehen im Abendmahlssaal, da sich Maria inmitten der Apostel befand, symbolhaften Charakter: „Kirche sein heißt somit zusammenstehen in der Nachfolge der Apostel, aber zugleich zusammenstehen mit Maria in ihrer Mitte!“ Die Herabkunft des Heiligen Geistes gelte für alle Zeiten der Geschichte als bleibendes Maß eines immerwährenden Pfingsten. Der Heilige Geist spende Kraft auf den Pilgerwegen der Kirche unserer Zeit.
Dies haben auch Priester wie „Pilgerpfarrer“ Hannes Lorenz aus Nabburg gespürt, die sich aufmachten, um nach viertägiger Fußwallfahrt am Pfingstsamstag am Gnadenort Unserer Lieben Frau einzutreffen. Viele weitere Einzelpilger aus der Diözese Regensburg nahmen am Pilgergottesdienst in der St. Anna-Basilika mit Hauptzelebrant und Prediger Bischof Rudolf Voderholzer sowie Pfarrer Hannes Lorenz und Altöttings Wallfahrtsrektor Prälat Dr. Klaus Metzl als Konzelebranten teil. Den Anliegenrucksack, den Bischof Voderholzer zunächst vor dem Volksaltar platziert hatte, befüllte Pfarrer Lorenz mit weiteren Anliegen in brieflicher Form, mit dem Kommentar: „Da wird nicht gemogelt, diese Anliegen habe ich während der Fußwallfahrt mitgetragen.“ Bischof Voderholzer sah in der Gottesdienstfeier mit etwa 200 Gläubigen (coronabedingt waren wegen der Abstandsregelung nicht mehr zugelassen) den Höhe- und Schlusspunkt der Wallfahrt und zeigte sich zuversichtlich, dass im nächsten Jahr mit Gottes Hilfe die Corona-Pandemie überwunden werde, „und Altötting mit seiner pfingstlichen Pilgergemeinschaft wohl aus allen Nähten platzt“. Dass sich am Pfingstsamstag um die Mittagszeit am Gnadenort Altötting immer mehr die Sonne am wolkenverhangenen Himmel durchsetzte und das düstere Wolkengebilde durchbrach, deutete Bischof Voderholzer als ein Zeichen und Sinnbild der Hoffnung, dass wir von der Geißel der Pandemie befreit würden. Alle, die an dieser Geißel litten, alle Schwestern und Brüder der Familie und Pilgergemeinschaft des Glaubens sollten „ein Stück Kirche bauen“ und sich bereit machen bei diesem Pilgergottesdienst zur Begegnung mit dem auferstandenen Herrn und der Gottesmutter Maria, die als unser Vorbild und Wegweisung hinführt zu ihrem Sohn und uns ihm anempfiehlt „Gottes Wort zu hören und es zu befolgen“. Gerade die schwere Zeit der Pandemie, die für viele schwerwiegende gesundheitliche und wirtschaftliche Not mit sich brachte, sah Bischof Voderholzer als christliche Verpflichtung, Wege zu suchen, die zueinander führen: „Da ist Solidarität gefragt! Beten wir zum Heiligen Geist des Rates und der Ermutigung, dass er uns und insbesondere den Verantwortlichen in Kirche und Welt helfe, die richtigen Entscheidungen zu treffen!“
Am Pfingstwochenende hatten sich nicht nur Pilger aus Regensburg auf den Weg gemacht. Es weilten auch verschiedene andere Pilgerdelegationen und Einzelpilger aus dem oberpfälzischen, nieder- und oberbayerischen Raum am Gnadenort, um in der St. Anna-Basilika oder Bruder-Konrad-Kirche Gottesdienst zu feiern, u.a. aus Riedenburg mit Pilgerführer Jakob Schmailzl und den beiden „Pilgerpriestern“ Pfarrer Werner Sulzer (Schmidmühlen) und Pfarrer Stefan Langer (Marktredwitz); Einzelpilger aus Eichenried mit Pilgerleiter Diakon Dieter Spöttl; aus Ismaning mit Pilgerleiterin Maria Leuthner, aus Erding mit Pfarrer Josef Mundigl anlässlich ihres 75. Pilgerjubiläums; ferner Pilgerleiter Peter Weinmann aus Lalling sowie die treue „Pilgerfamilie“ Aschenbrenner aus Furth bei Landshut; Pilgerdelegationen aus Ismaning, aus Scheyern-Euernbach, Einzelpilger aus Neumarkt/St.Veit und Oberhausen bei Reisbach und viele mehr.
Verschiedene Stimmen und Aussagen von „Pilgerpriestern“ und Fußpilgern:
Pfarrer Hannes Lorenz, Nabburg, verabschiedete die Fußwallfahrer aus Regensburg: „Bis nächstes Jahr in Altötting oder im Himmel droben!“
Pfarrer Werner Sulzer, Riedenburg, sah in Wallfahrten 2021 ein kleines Stück Normalität in einem ganz und gar nicht normalen Jahr: „Der gemeinsame Pilgerweg mit Einzelpilgern oder kleinen Grüppchen, Familien, erinnert an eine Perlenschnur, aufgereiht mit kostbaren Perlen des Glaubens und Lebens. Der Faden ist das gemeinsame Ziel‚ Hoffnung finden wir in Maria als Vermittlerin zu Gott.“ Im Glauben sieht Pfarrer Sulzer „einen Weg, zu gehen, denn der Glaube will bewegen“. Die tiefste Begegnung mit Christus in der Eucharistiefeier als Tischgemeinschaft beschreibt Pfarrer Sulzer wie folgt: „Er ist nicht nur äußerlich mit uns, Er geht in uns ein und über!“
Für Rita Schäfer war die diesjährige Fußwallfahrt nach Altötting (Teilnahme ab Riedenburg, eigentlich nimmt sie alljährlich unter „Normalumständen“ bei der Oberpfälzer Fußwallfahrt/Beilngrieser Gruppe Teil) ihre 25. Fußwallfahrt. Glaube bedeutet für sie „auf dem Weg sein, um einiges, das man mitträgt, loszulassen!“ Sie hat sich zusammen mit Ehemann Peter (16. Fußwallfahrt nach Altötting) auf den Weg gemacht. Letztes Jahr war sie allein nach Altötting gepilgert mit dem Resümee: „Nie wieder!“ Rita Schäfer bevorzugt die Teilnahme an einer Pilgergruppe, denn „diese Glaubensgemeinschaft trägt!“
Bilder und Text: Roswitha Dorfner