Pilgerleiter Alfred Kasperbauer war verzweifelt: Zum zweiten Mal in Folge (wie schon letztes Jahr) musste coronabedingt die traditionelle Viechtacher Fußwallfahrt nach Altötting abgesagt werden. Angesetzt sei der Termin vom 8. – 10. April 2021 gewesen.
Gruppenwallfahrten, also Menschenansammlungen, sind bekanntlich aus Sicherheitsgründen und wegen des gesundheitlichen Risikos weiterhin verboten – und auch nicht möglich, da es bei einer mehrtägigen Fußwallfahrt wie der der Viechtacher in den derzeit geschlossenen Gaststätten und Hotels unterwegs auch keinerlei Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeiten gegeben hätte. So machte sich Kasperbauer schweren Herzens am Samstag, 10. April, fußpilgernd ab dem niederbayerischen Falkenberg, der normalerweise dritten Wegetappe, auf zur Gnadenmutter nach Altötting. Und es „war kein Spaziergang“, wie er betonte. Mitgetragen wurde das Pilgerkreuz und ein Pilgerrucksack mit den vielen schriftlich hinterlegten Anliegen der Daheimgebliebenen. Zeitgleich waren wenige Viechtacher Fußwallfahrer als „Einzelpilger“ aufgebrochen. Am Pilgerziel angekommen gab es für Kasperbauer und seine wenigen fußpilgernden „Mitstreiter“ einen herzlichen Empfang vom ehemaligen Wallfahrtsrektor Prälat Günther Mandl.
Im Auftrag von Wallfahrtsrektor Prälat Dr. Klaus Metzl überbrachte Prälat Mandl den Viechtacher „Einzelpilgern“ seinen aufrichtigen Dank für „das Glaubenszeugnis in schwieriger Zeit“. Es sei durchaus bezeichnend, dass die Viechtacher Delegation am Samstag vor dem Barmherzigkeitssonntag, den Papst Johannes Paul II. ins Leben gerufen hat, in Altötting eintraf. Auch wenn der Gnadenort Altötting ebenso in der Pflicht stehe, die coronabedingten Sicherheitsregeln strikt einzuhalten und keinerlei Pilgergruppen in Empfang zu nehmen, und auch wenn keine Einkehr in den Gaststätten möglich sei: das Angebot, seelisch Kraft zu tanken, beim stillen Gebet und offiziellen Gottesdiensten in den Altöttinger Kirchen bestehe allemal. So nahmen die Viechtacher an der hl. Messe am Nachmittag in der St. Anna-Basilika teil — selbstverständlich mit Mundschutz und Sicherheitsabstand zwischen den Sitzbänken. Im Blick auf die Corona-Pandemie wusste Kapuzinerpater Andreas Kaiser als Hauptzelebrant und Prediger trotzdem eine hoffnungsfrohe Botschaft zu verkünden: „Jesus geht stets mit uns auf unserem Lebensweg, auch wenn wir ihn, wie bei den Emmausjüngern geschehen, nicht immer gleich erkennen.“
Bilder und Text: Roswitha Dorfner