Kapellplatz AÖ 27 6 09 1 Foto: Roswitha Dorfner

Votivgaben

Aus Dank­bar­keit und als Zei­chen gro­ßer Ver­bun­den­heit wur­den Unse­rer Lie­ben Frau von Alt­öt­ting seit Beginn der Wall­fahrt Wei­he­ga­ben gebracht. Als Zei­chen der tie­fen Ver­eh­rung, der Bit­te um Für­spra­che und Gebets­er­hö­rung aber auch als Sym­bol der Selbst­hin­ga­be und der Süh­ne wur­den Kost­bar­kei­ten oder Natu­ral­spen­den dar­ge­bracht. So ist die Ker­ze eine uralte Opfer­ga­be, die sich an Stel­le der opfern­den Per­son am hei­li­gen Ort ver­zehrt. Es gehört auch zur guten Sit­te, Kör­per­tei­le oder das Gewicht in Wachs auf­wie­gen zu las­sen. Noch deut­li­cher wur­de der Sym­bol­cha­rak­ter, wenn kran­ke Glie­der in Wachs geformt dar­ge­bracht wur­den. Die völ­li­ge Hin­ga­be an Maria zeig­te man durch das Auf­gie­ßen sei­nes gan­zen Kör­pers mit Wachs.

Oft wur­den auch Rosen­krän­ze, die bei so man­chen Dienst­bo­ten der ein­zi­ge Besitz waren, als Wei­he­ga­be der Gna­den­mut­ter über­las­sen. Eine Samm­lung schmu­cker Rosen­krän­ze und ande­rer gespen­de­ter Schmuck­stü­cke fin­den Sie in der Schatz­kam­mer des Wall­fahrts­mu­se­um. Hausal­tär­chen, Reli­quia­re und Sil­ber­fi­gu­ren gehör­ten eben­so zu den Gaben, die dem Kapell­schatz frei­wil­lig und freu­dig über­las­sen wur­den, genau­so wie Prunk­mons­tran­zen und Sil­ber­ta­feln sowie lit­ur­gi­sche Gerä­te bis hin zur Weihnachtskrippe. 

Ein Medail­lon mit dem Por­trät König Alfons XII. von Spa­ni­en und sei­ner Gemah­lin Vito­ria wird oft im Vor­bei­ge­hen über­se­hen, bezeugt aber den wirk­mäch­ti­gen Schutz­man­tel der Gna­den­mut­ter über die Gren­zen des Bay­ern­lan­des hin­aus: Das Königs­paar fei­er­te am 31.05.1906 Hoch­zeit, als auf die Hoch­zeits­kut­sche ein Bom­ben­an­schlag ver­übt wur­de. Zeit­gleich bete­te eine Ver­wand­te in der Gna­den­ka­pel­le für das könig­li­che Braut­paar im fer­nen Spa­ni­en. Als Dank für die Ret­tung stif­te­te das Königs­paar das Medail­lon mit einem ein­ge­ar­bei­te­ten Bom­ben­split­ter nach Altötting.

Fürs­ten­häu­ser und ade­li­ge Fräu­lein opfer­ten auch ger­ne ihre Braut­klei­der, die dann kunst­voll zu Mess­ge­wän­dern oder als Gna­den­röckl umge­ar­bei­tet wur­den. Ein viel besich­tig­tes Klein­od im Kapell­schatz ist der fili­gran und auf­wän­dig gear­bei­te­te Braut­schmuck der Kai­se­rin Eli­sa­beth von Öster­reich, die welt­weit unter ihrem Spitz­na­men Sis­si“ berühmt ist.

Zahl­rei­che Votiv­ga­ben von nam­haf­ten Gebern ihrer Zeit fin­den sich aber auch direkt in der Gnadenkapelle:

So wur­de das Gemäl­de der Schutz­man­tel­ma­don­na“ über dem Tor­bo­gen zwi­schen Lang­haus und Okto­gon von Wolf­gang Kol­ber­ger, dem Kanz­ler Her­zog Georgs des Rei­chen von Lands­hut-Nie­der­bay­ern 1490/92, gestiftet. 

Der Sil­ber­prinz zeigt sei­ne immer­wäh­ren­de Ver­eh­rung rechts neben dem Gna­den­al­tar. Die Figur stellt den zehn­jäh­ri­gen Kur­prin­zen Maxi­mi­li­an Joseph, den spä­te­ren Kur­fürs­ten Max III. Joseph, in Ori­gi­nal­grö­ße dar. Die Wei­he­ga­be in Lebend­ge­wicht des Kna­ben von 41 Pfund wur­de durch Kur­fürst Karl Albert für die wun­der­ba­re Hei­lung sei­nes Stamm­hal­ters von sei­ner lebens­be­dro­hen­den Krank­heit gestiftet. 

Die weit­aus größ­te Votiv­ga­be ist der Mari­en­brun­nen aus wei­ßem Mar­mor am Kapell­platz. Die­ser wur­de 1637 vom Salz­bur­ger Erz­bi­schof Paris Lodron als Dank für die Ver­scho­nung Salz­burgs im Drei­ßig­jäh­ri­gen Krieg und ins­be­son­de­re auch als Dank für die schüt­zen­de Beher­ber­gung des Gna­den­bil­des im Jahr 1632 selbst beauf­tragt, wel­ches in Salz­burg ver­weil­te, um durch die Kriegs­wir­ren geret­tet zu werden

Von unse­rem ver­ehr­ten baye­ri­schen Papst em. Bene­dikt XVI. stammt die gol­de­ne Rose, die als Zei­chen des Wohl­wol­lens und der Wert­schät­zung seit dem Mit­tel­al­ter von Päps­ten an bedeu­ten­de Per­so­nen, Klös­ter, Städ­te und Hei­lig­tü­mer als Aus­zeich­nung ver­lie­hen wird. 

Auch die Blut­re­li­quie sei­nes inzwi­schen hei­lig­ge­spro­che­nen Vor­gän­gers Papst Johan­nes Paul II. wur­de 2013 im Auf­trag von Papst Bene­dikt XVI. Alt­öt­ting überbracht.

Die päpstliche Votivgabe

Geheim­nis­voll wirk­te anläss­lich des Papst­be­su­ches am 11. Sep­tem­ber 2006 eine unver­gess­li­che Ges­te, die Papst Bene­dikt XVI. em. in der Basi­li­ka zum Aus­druck brach­te. Vol­ler span­nen­der Freu­de konn­te der Diö­ze­san­bi­schof Will­helm Schraml em. etwas sehr Kost­ba­res und Sinn­träch­ti­ges als Votiv­ga­be aus den Hän­den des Paps­tes ent­ge­gen­neh­men und zu Füßen der in die St. Anna Kir­che über­tra­ge­nen Mut­ter­got­tes legen. Wie her­zens­wich­tig ihm das Alt­öt­tin­ger Mari­en­hei­lig­tum ist, hat Papst Bene­dikt deut­lich unter­stri­chen.

Am Ende der Ves­per leg­te er sei­nen bis zur Amts­über­nah­me als Ober­haupt der Welt­kir­che und Stell­ver­tre­ter Jesu Chris­ti auf Erden getra­ge­nen Bischofs­ring nie­der. Der nie­der­ge­leg­te Ring ist ein geschwis­ter­li­ches Geschenk anläss­lich sei­ner Bischofs­wei­he am 28. Mai 1977 in der Lieb­frau­en­kir­che zu Mün­chen. Sei­ne inzwi­schen ver­stor­be­nen Geschwis­ter, die sehr brü­der­lich gelieb­te Schwes­ter Maria und sein Bru­der Georg, haben ihm die­sen gol­de­nen Ring geschenkt.

Der gol­de­ne Ring umschließt einen Ame­thyst, in dem eine Tau­be mit einem Ölzweig ein­ge­ar­bei­tet ist. Dem farb­lich ins röt­lich spie­geln­den vio­let­ten Ame­thys­ten wird viel­fäl­ti­ge Kraft zuge­schrie­ben. In der Hl. Schrift gehört er zu den Stei­nen ins Ratio­na­le und zum Fun­da­ment des himm­li­schen Jeru­sa­lem. Im Ame­thyst wird auch die Demut gese­hen, die die See­le auf ganz himm­li­sche Din­ge aus­rich­tet. Die Dar­stel­lung der Tau­be deu­tet auf die von der Arche aus­ge­sand­te Tau­be hin, die nach der Sint­flut auf der Suche nach ret­ten­dem Land ist. Am Ende der Sint­flut (Gen 8,11) über­bringt sie einen Ölzweig, der deut­lich macht, dass Gott nicht mehr zürnt und auf Erden wie­der den Frie­dens­baum der Ver­söh­nung spros­sen lässt. Es wird damit der gött­li­che Frie­de und der zuver­läs­si­ge Bund Got­tes mit den Men­schen ange­kün­digt.

Der (Erz-)Bischöfliche Fin­ger­ring des Hl. Vaters wur­de als Nach­fol­ger des Hl. Petrus und als Die­ner der Die­ner Got­tes abge­löst durch den Fischer­ring. Die Votiv­ga­be fin­det am Zep­ter Unse­rer Lie­ben Frau von Alt­öt­ting in der Gna­den­ka­pel­le — ganz nahe an den Hän­den Jesu und Mari­ens — ihren Ort. Der dem Hl. Vater täg­lich ver­spro­che­ne Rosen­kranz in der Gna­den­ka­pel­le bin­det uns an ihn. Er reicht uns eigent­lich im Blick auf den Bischöf­li­chen Ring am Zep­ter Unse­rer Lie­ben Frau täg­lich sei­ne Hand.