Anbetungskapelle
Seit langem hatte sich Bischof Wilhelm Schraml em. dafür eingesetzt, dass die Anbetung vor dem Allerheiligsten im Wallfahrtsort einen zentralen und besonderen Platz bekommt. Es wurde schließlich die Anbetungskapelle direkt am Kapellplatz geschaffen.
Auf einem Originalstein der Münchner Mariensäule, mit einem neuen silbernen Kapitell-Aufsatz, mit Achat- und Lapislazulisteinen geschmückt, wird das Allerheiligste in der Monstranz zur Anbetung ausgesetzt. Die Mariensäule, die seit 1637 auf dem Münchner Marienplatz steht, wurde von Kurfürst Maximilian I. nach einem Gelübde für die Erhaltung der Städte München und Landshut im Dreißigjährigen Krieg errichtet. Auf dem Sockel stand „Patrona Boiariae“. In den Jahren 1967 bis 1970 waren die Steine aus Adneter Marmor ersetzt worden. Ein Teil davon wurde bei dem Münchner Künstler und akademischen Bildhauer Max Faller eingelagert. Es schließt sich gewissermaßen ein Kreis: Im Herz Bayerns, so wird Altötting genannt, wird die Original-Gedenksäule der „Patrona Bavariae“, also der Gottesmutter Maria als Schutzfrau Bayerns, in Teilen aufgestellt. Der Festtag wird traditionell am 1. Mai, sozusagen mit der Eröffnung des Pilgerjahres, begangen. Das Herz von Kurfürst Maximilan ist, wie die Herzen von weiteren neun bayerischen regierenden Herrschern, in der Gnadenkapelle beigesetzt. Die Mariensäule trägt die Monstranz und verweist direkt mit dem Allerheiligsten auf das Zentrum des Glaubens in Christus. Papst Benedikt XVI. em. war Erzbischof von München-Freising und ist seit seiner Kindheit der Marienwallfahrt in Altötting persönlich tief verbunden.
„Richtiges Schweigen ist das lebendige Gegenspiel des rechten Redens. Es gehört dazu, wie Einatmen zum Ausatmen.”
Begrüßung durch Bischof Schraml em. am Beginn der Eucharistiefeier am 11. September 2006 beim Besuch von Papst Benedikt XVI. em. in Altötting:
„Die Gnadenkapelle in Altötting, der neue Raum für die eucharistische Anbetung und das Grab des heiligen Pförtners, sollen verlässliche Orte der Fürbitte und der herzlichen und treuen Verbundenheit mit Ihnen, dem Nachfolger Petri, sein. Jeder Mensch sucht das und ist dankbar dafür, jemanden zu haben, der an ihn denkt, sich um ihn sorgt und es gut mit ihm meint. Wer nach Altötting kommt, findet das bei der Gottesmutter. Hierher darf jeder kommen mit seinen Freuden und Sorgen und Leiden, und er darf den Trost und die Güte der Gottesmutter erfahren. Wer zu Maria geht, den nimmt sie bei der Hand und führt ihn zu Christus, der das Heil der Menschen ist. Hier tut sich der Himmel auf, der unsere wahre Heimat ist.“
Am Ende seiner Predigt ging Papst Benedikt XVI auf die Anbetung ein:
„Und lassen wir das Empfangen nicht auf den Augenblick der Kommunion beschränkt sein. Er bleibt da in der heiligen Hostie und wartet immerfort auf uns. Die Anbetung des Herrn in der Eucharistie hat in Altötting in der alten Schatzkammer einen neuen Ort gefunden. Maria und Jesus gehören zusammen. Mit ihr wollen wir im Gespräch mit dem Herrn bleiben und so ihn besser empfangen lernen.“
In der Predigt bei der Vesper (Basilika St. Anna) sprach Papst Benedikt am 11. September 2006 vom Mitsein mit dem Herrn Jesus Christus. Er sprach vor Seminaristen, Ordensfrauen und ‑männern. Was er über Berufung und christliche Nachfolge sagte, hat Bedeutung für jeden Christen.
„Eine wesentliche Weise des Mitseins mit dem Herrn ist die eucharistische Anbetung. Altötting hat dank Bischof Schraml eine neue Schatzkammer erhalten. Wo einst die Schätze der Vergangenheit, Kostbarkeiten der Geschichte und der Frömmigkeit aufbewahrt wurden, ist jetzt der Ort für den eigentlichen Schatz der Kirche: die ständige Gegenwart des Herrn in seinem Sakrament. Der Herr erzählt uns in einem seiner Gleichnisse von dem im Acker verborgenen Schatz; wer ihn gefunden hat, sagt er uns, verkauft alles, um den Acker erwerben zu können, weil der versteckte Schatz alle anderen Werte übertrifft. Der verborgene Schatz, das Gut über alle Güter, ist das Reich Gottes – ist er selbst, das Reich in Person. In der heiligen Hostie ist er da, der wahre Schatz, für uns immer zugänglich. Im Anbeten dieser seiner Gegenwart lernen wir erst recht, ihn zu empfangen, lernen wir das Kommunizieren, lernen wir die Feier der Eucharistie von innen her.
Ich darf dazu ein schönes Wort von Edith Stein, der heiligen Mitpatronin Europas, zitieren, die in einem Brief so geschrieben hat:
„Der Herr ist im Tabernakel gegenwärtig mit Gottheit und Menschheit. Er ist da, nicht seinetwegen, sondern unseretwegen: weil es seine Freude ist, bei den Menschen zu sein. Und weil er weiß, dass wir, wie wir nun einmal sind, seine persönliche Nähe brauchen. Die Konsequenz ist für jeden natürlich Denkenden und Fühlenden, dass er sich hingezogen fühlt und dort ist, sooft und solange er darf“, so Edith Stein (Gesammelte Werke VII, 136f).
Lieben wir es, beim Herrn zu sein. Da können wir alles mit ihm bereden. Unsere Fragen, unsere Sorgen, unsere Ängste. Unsere Freuden, unsere Dankbarkeit, unsere Enttäuschungen, unsere Bitten und Hoffnungen.
Da können wir es ihm auch immer wieder sagen: Herr, sende Arbeiter in deine Ernte. Hilf mir, ein guter Arbeiter in deinem Weinberg zu sein.
Hier in dieser Basilika denken wir dabei an Maria, die ganz im Mitsein mit Jesus lebte und deshalb auch ganz für die Menschen da war und es bis heute ist: Die Votivtafeln zeigen es uns ganz praktisch. Und wir denken an die heilige Mutter Anna.
So denken wir auch an die Bedeutung der Mütter und der Väter, der Großmütter und der Großväter, an die Bedeutung der Familie als Raum des Lebens und des Betens, in dem Beten gelernt wird und Berufungen reifen können.
Hier in Altötting denken wir natürlich auch ganz besonders an den guten Bruder Konrad. Er hat auf ein großes Erbe verzichtet, weil er ganz Jesus Christus nachfolgen, ganz mit ihm sein wollte. Er hat sich, wie es der Herr im Gleichnis empfiehlt, wirklich auf den letzten Platz gesetzt, als demütiger Pfortenbruder. In seiner Pfortenstube hat er genau das verwirklicht, was uns Markus über die Apostel sagt: Mit ihm sein und gesandt sein zu den Menschen.
Er konnte von seiner Zelle aus immer auf den Tabernakel hinschauen, immer bei ihm sein. Von diesem Blick her hat er die nicht zu zerstörende Güte gelernt, mit der er den Menschen begegnete, die fast ohne Unterbrechung an seiner Pforte anläuteten – auch manchmal eher bösartig, um ihn bloßzustellen; auch manchmal ungeduldig und laut: Ihnen allen hat er ohne große Worte durch seine Güte und Menschlichkeit eine Botschaft geschenkt, die mehr wert war als bloße Worte.
Bitten wir den heiligen Bruder Konrad, dass er uns hilft, den Blick auf den Herrn gerichtet zu halten, und dass er uns so hilft, Gottes Liebe zu den Menschen zu bringen. Amen.“
Gebete in der Stille
Du schaust mich an und weißt alles:
Wie ich wurde, der ich bin:
Du überschaust es.
Was ich verdränge und nicht wahrhaben will, vor dir liegt es offen da.
Was ich ängstlich verberge vor anderen Menschen:
Du nimmst es wahr.
Du kennst das Bild, das ich mir von mir selber mache.
Das Unbewältigte, das Unverheilte:
Du erschaust es.
Meine Schwachstelle, meine Verborgenheiten sind dir nicht verborgen;
du weißt, wo ich der Wandlung bedarf.
O Herr, wie gut ist es, dass ich nicht allein bin mit mir.
Wie gut, ganz und gar erkannt, ganz und gar bejaht zu sein.
Gebet des hl. Franziskus in der Stunde der Bekehrung vor dem Kreuzbild in San Damiano
Höchster, glorreicher Gott,
erleuchte die Finsternis meines Herzens und schenke mir rechten Glauben, gefestigte Hoffnung und vollendet Liebe.
Gib mir, Herr, das rechte Empfinden und Erkennen, damit ich deinen heiligen und wahrhaften Auftrag erfülle. Amen