Kreuzweg
Das Altöttinger Marienwerk lädt in seiner im Jahr 1970 vollendeten, rollstuhlgerechten Kreuzweganlage alle Besucher zum besinnlichen „Innehalten“ ein.
Die vierzehn Kreuzwegstationen — von Rudo Göschel aus rotem Granit modern und dennoch traditionell gestaltet — zeigen in besonders ausdrucksstarker Weise das Leiden Jesu. In einer weiteren, „fünfzehnten Station“ wird die Auferstehung unseres Heilands auf ehrfürchtige Art dargestellt. Die Kreuzweganlage befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Kapellplatz und lädt als Oase der Ruhe und Besinnung zum Gebet und zur Andacht ein.
Der Gründer unseres Altöttinger Marienwerkes, H. H. Prälat Ludwig Uttlinger schrieb Folgendes an die Mitglieder:
„Der Altöttinger Kreuzweg ist auch ein Symbol für unseren eigenen, persönlichen Kreuzweg, den wir jedoch nicht allein gehen müssen. An der zwölften, der Kreuzigungsstation, blicken wir hinüber zur Gnadenkapelle, um die Gottesmutter anzuflehen: ‚Hilf Maria, allein kann ich mein Kreuz nicht mehr tragen.‘ Und auf der Rückseite ‚entspringen‘ die sieben Sakramente dem gewaltigen Kreuz, das durch den Opfertod Christi für uns Gläubige zum Gnadenquell wird – aufgefangen im Sakramentsbrunnen.”
Der Vorsitzende des Altöttinger Marienwerks, Msgr. Josef Fischer, beschreibt den Kreuzweg folgendermaßen:
“Lieber Besucher, lieber Beter, lieber Zeitgenosse, lieber Pilger.
Du begegnest auf diesem Gelände Jesus, der den Kreuzweg ging, du begegnest den Menschen, die dir dabei in den Sinn kommen, du begegnest dir selbst, du begegnest Gott. Es entstehen vor deinem inneren Auge Bilder, die dir helfen können, dich und dein Leben zu bedenken, es zu verstehen, es anzunehmen und zu gestalten.
Du betrittst einen wunderschönen Garten mit einer Vielzahl von Hölzern, von Sträuchern und Bäumen und Blumen. Du bist eingeladen, dich an diesem Garten zu erfreuen, dich in ihm zu ergehen und ihn zu genießen. Nach dem biblischen Bericht ist Jesus in einem Garten begraben worden und als Auferstandener erschien er Maria von Magdala, die ihn für den Gärtner hielt. In einem Garten war es auch, dass Jesus gefangen genommen worden war. Die Schöpfung präsentierte sich am Anfang als Garten Eden, den der Mensch bebauen und hüten sollte. Der Mensch aber verlor dieses Paradies. So gilt das Wort von Blaise Pascal: „In einem Garten ging die Welt verloren, in einem Garten wurde sie erlöst.“
Du kommst auf deinem Weg durch den Garten an einem Quellstein vorbei, der aus dem gleichen Granit gehauen ist wie alle Gestalten des Kreuzwegs. Aus diesem Stein ist ein Kreuz herausgehauen, aus dem Wasser strömt („quillt“). Für Wasser aus dem Felsen hatte einst schon Mose gesorgt. Für den glaubenden Menschen ist das Kreuz Jesu der Baum des Lebens, die Quelle der Fruchtbarkeit, der übernatürlichen Kraft. Ein alter Hymnus besingt dementsprechend das Kreuz: „Heilig Kreuz, du Baum der Treue, edler Baum, dem keiner gleich, keiner so an Laub und Blüte, keiner so an Früchten reich.“
Du bewegst dich frei im Gelände, du hältst inne, stehst und schaust um dich herum und in dich hinein. Und wenn dir danach ist, nimmst du das Heft zur Hand und findest darin Gedanken, die dem Verfasser gekommen sind, als er sich in die Gestalten und Gestaltungen vertiefte und sein eigenes Leben bedachte. Wenn du, Pilger, wieder gehst und einen Gedanken hinterlassen willst, dann tu es. Im Altöttinger Marienwerk, das diesen Kreuzweg einmal in Auftrag gegeben hat, danken wir es dir.”