St. Josefs-Kirche der Congregatio Jesu (Engl. Fräulein)
Die Geschichte des Institutshauses der Englischen Fräulein in Altötting ist auch ein gutes Stück Altöttinger Geschichte. Heute sind die Englischen Fräulein die älteste in Altötting ansässige klösterliche Niederlassung.
Als die ersten fünf Schwestern am 3. Mai 1721 nach Altötting kamen, gab es hier nur die Jesuiten und die Franziskaner, die für die Wallfahrtsseelsorge berufen wurden. Die Englischen Fräulein sahen 1774 die Jesuiten und 1802 die Franziskaner gehen. Sie erlebten die Ankunft und den Abschied der Malteser und im 19. Jahrhundert die Redemptoristen, sie sahen 1802 die ersten Kapuziner kommen, die Mallersdorfer Schwestern in Altötting Einzug halten. Da waren die Englischen Fräulein, seit 30. Januar 2004 die Schwestern der Congregation Jesu, in Altötting schon eine altehrwürdige Institution.
Viele Generationen haben durch Jahrhunderte in diesem Haus Erziehung und Bildung genossen, im Kindergarten, in der Volksschule, in der Lehrerbildungsanstalt, der Realschule und dem Gymnasium. Die Notwendigkeit einer angemessenen Kirche lag auf der Hand. Die Schwestern konnten nicht einen auch in seinen äußeren Formen Rokoko verkündenden Zentralbau schaffen, wie sie in jener Zeit oft entstanden sind. Sie mussten sich an die schlichte, rechteckige und in ihren Maßen bescheidene Baulücke halten, die vorgegeben war. Nur in die Höhe konnte sich der Bau ausweiten.
Am 4. August 1734 konnte durch den Prälaten Gelasius von Gars der Grundstein zur Kirche gelegt werden. 1737 war der Bau vollendet. Als Baumeister hatten die Schwestern den Regierungs-Baudirektor Augustin Wiedemann gewonnen. Ihm stand als Pollier der Mauerer Leberer zur Seite, ein in der Altöttinger Baugeschichte klangvoller Name. Leider ist nicht überliefert, wer die Fresken und die vortrefflichen Altargemälde dieser Kirche gemalt hat. Es wird der aus Maria Trens bei Sterzing in Südtirol stammende Innozenz Anton Waräthe als Künstler vermutet. Er hat nachweislich gerade in den 30er Jahren des 18. Jahrhunderts viel für die Jesuiten und auch für die Englischen Fräulein in Burghausen gemalt.
Der heilige Josef ist der Hauspatron, dem sich die Englischen Fräulein seit ihren Anfängen in Altötting in Notlagen immer wieder anvertraut haben. Über dem Hauptaltar erkennen wir in einem Stuckspiegel die lateinische Inschrift „Ite ad Joseph“ – auf deutsch: „Geht zu Josef“. Das Hauptgemälde im Gewölbe verbildlicht das Patrozinium dieser Kirche, die Vermählung Mariens mit dem hl. Josef, die als kirchliches Fest am 23. Januar auf dem Kalender steht.
In der Bilderwelt des Gewölbes setzt sich das Thema der Heiligen Familie fort. Während der Kirchenbau in seiner Ausgestaltung im unteren Bereich bescheiden ist, entfaltet sich nach oben zunehmend eine ungeahnte Pracht in Gestalt der Stuck-Zier. Es handelt sich um Blattornamente, vor allem aber um sogenannten „Bandlwerk-Stuck“, der im Tonnengewölbe des Kirchenraumes schließlich Triumphe feiert. Ein Stukkateurs-Name ist für diese Kirche nicht überliefert, jedoch deuten einige Spuren auf den Namen Hepp, manchmal auch Hipp geschrieben. Er ist als Urheber des Burghauser Aula-Stucks nachgewiesen. Hier in dieser Kirche hat er wohl sein Meisterstück hinterlassen. Die beiden lebensgroßen Figuren aus der Zeit des Rokoko, der heilige Ignatius, der Gründer des Jesuitenordens, und der Jesuitenheilige Franz Xaver, der Patron der Mission, sind Werke eines Trostberger Künstlers, des Bildhauers Johann Georg Kapfer. Beachtenswert sind die zwei Engel beiderseits des Tabernakels. Es sind höchstwahrscheinlich Werke des Passauer Rokoko-Bildhauers Josef Deutschmann.
Die Assistenzfiguren an den beiden Seitenaltären, die heilige Elisabeth und die heilige Barbara, linkerhand St. Joachim und St. Anna repräsentieren bestes Rokoko. Vieles deutet auf den Burghauser Meister Johann Georg Lindt hin. Noch ein weiteres Kunstwerk stammt wohl von seiner Hand: die prächtige Figur Mariens als Immaculata rechts vom Hochaltar, die an Ignatz Günther, den Lehrer Georg Lindts verweist. Der rechte Seitenaltar ist dem heiligen Johannes Nepomuk geweiht, dem Patron des Beichtgeheimnisses. Der linke Seitenaltar hat den heiligen Bischof Eligius zum Patron.
Der feine Rokoko-Kreuzweg gehört wahrscheinlich zur Erstausstattung der Kirche.
Im Laufe der Jahrhunderte haben zahlreiche Renovierungen das Gesicht dieses Kirchleins verändert. Aber alle Umgestaltungen haben nichts daran geändert, dass dieses Kirchlein einer der liebenswürdigsten und schönsten Sakralbauten unserer Heimatstadt geblieben ist. Ein Schatzkasterl, in welches immer wieder hineinzuschauen sich lohnt, zum Staunen, zum Freuen und zum Beten.