Wallfahrtsmotto 2024
Ich bin der Weg. Niemand kommt zum Vater außer durch mich. – Joh 14,6.
Papst Benedikt XVI. hat auf die Frage: Was tun wir eigentlich, wenn wir wallfahrten? – geantwortet: Nun, das Erste ist dies, wir gehen zueinander und wir gehen miteinander. Und dies ist schon etwas Wichtiges, dass wir einmal nicht bloß nebeneinander dahinwerken und jeder seine Arbeit tut, sondern dass wir miteinander auf dem Wege sind und darin das Tiefere unseres Lebens erkennen; dass wir in der Tat in der vorangehenden Zeit Pilgernde sind, und es nur im Miteinander sein können. Und dieses Miteinander-Gehen schenkt uns dann auch, dass wir den Himmel wieder sehen.1
Wallfahrten als miteinander auf dem Weg sein wird heute mit dem Begriff Synodalität beschrieben. Nur vom gemeinsamen Ziel her – dem Reich Gottes – macht Synodalität – gemeinsames auf dem Weg sein – Sinn. Und dieses Ziel können wir nur erreichen, wenn wir den Weg kennen. Jesus Christus sagt zu seinen Jüngern und damit auch zu uns: Ich bin der Weg. Niemand kommt zum Vater außer durch mich (Joh 14,6).
Eine Wallfahrt kann als geistliches Ereignis also nur dann gelingen, wenn für die Pilger-Gemeinschaft ein grundlegender Christus-Bezug gegeben ist. Maria, die Mutter des Herrn, will uns zu Christus führen, denn Jesus, so sagt die Internationale Theologische Kommission, ist der Pilger, der die frohe Botschaft des Reiches Gottes verkündet, der den „Weg Gottes“ lehrt und dessen Richtung vorzeichnet.2
Wir können also sagen: Synodalität verwirklicht den pilgernden Charakter der Kirche und umgekehrt ist eine pilgernde Kirche nur unter der Pilger-Leitung Jesu Christi synodal.
Das Ur-Bild des Pilgers ist also Jesus Christus selber. Er hat sich – dem Willen des Vaters gehorsam – auf den Weg in diese Erdenwirklichkeit gemacht und ist Mensch geworden durch den Heiligen Geist, geboren aus Maria, der Jungfrau. Er hat für uns gelitten, wurde gekreuzigt und begraben, und ist nach drei Tagen auferstanden, den Jüngern erschienen, hat mit ihnen das Brot gebrochen und ist schließlich zum Vater in den Himmel heimgekehrt. Damit ist der Pilgerweg unseres Lebens beschrieben: Vom Vater her und durch Jesus Christus in der Kraft des Heiligen Geistes zum Vater zurück in das Reich Gottes, das seit der Erschaffung der Welt für uns bestimmt ist (Mt 25,34).
Damit haben wir die beiden wichtigsten Kriterien christlicher Pilgerschaft benannt: Das Ziel unserer Lebens-Pilgerschaft: Die Herrlichkeit des Vaters im Himmel. Und den Weg dorthin: Jesus Christus. Denn nur unter der Pilger-Leitung Jesu Christi können wir unser Pilger-Ziel erreichen, der von sich selber sagte: Ich bin der Weg. Niemand kommt zum Vater außer durch mich (Joh 14,6).
Maria, die Mutter des Herrn, hat den Lebens-Weg ihres Sohnes auf Erden von Anfang an bis zum Tod am Kreuz und seiner Auferstehung begleitet. Deswegen wird sie nicht nur als Mutter des Herrn verehrt, sondern auch als Mutter der Kirche angerufen. Hier in Altötting ist sie uns besonders nah! Wir verehren Sie als Patrona Bavariae und als mächtige Helferin der Christenheit.
Wenn wir uns mit Maria, der Mutter des Herrn, auf den Pilger-Weg Jesu Christi begeben, dann wird sich auch bei uns die Erfahrung einstellen, von der bereitsder Prophet Sacharia spricht: Da sagen die Einwohner der Städte zueinander: Wir wollen gehen, um den HERRN der Heerscharen zu suchen! Viele Völker und mächtige Nationen werden kommen, um den Herrn zu suchen. Und so spricht der HERR der Heerscharen: In jenen Tagen werden zehn Männer aus Nationen aller Sprache einen Mann aus Juda an sein Gewand fassen, ihn festhalten und sagen: Wir wollen mit euch gehen. Denn wir haben gehört: Gott ist mit euch (Vgl. Sach 8,20−23).
Möge es den Wallfahrtsgruppen zu Unserer Lieben Frau von Altötting gelingen, dass sie unter dem Schutz und Schirm der Gottesmutter so offensichtlich auf dem Weg Jesu Christi pilgern, dass die Menschen sagen können: Wir wollen mit euch gehen. Denn wir haben gehört: Gott ist mit euch!
1 Josef Ratzinger / Benedikt XVI. „Du bist voll der Gnade“. Auf Wallfahrt zu Marienheiligtümern. Festgabe für Papst em. Benedikt XVI. zum 95. Geburtstag, Regensburg 2022, 31.
2 Internationale Theologische Kommission, Die Synodalität in Leben und Sendung der Kirche, Vatikan 2. März 2018, Nr. 16.
Dr. Klaus Metzl
Stadtpfarrer und Wallfahrtsrektor